Als Initiative, die sich für einen ausgewogenen Umgang mit der Digitalisierung einsetzt und die Wahrung der Privatsphäre und persönlicher Freiheiten als zentrale Werte betrachtet, möchten wir eine Stellungnahme zum neuen Deutschland-Semesterticket abgeben. Dieses kann in einigen Bundesländern ausschließlich auf digitalen Plattformen vorgezeigt werden.

Unsere Position basiert auf der Überzeugung, dass die Digitalisierung dem Menschen dienen und diesem untergeordnet sein sollte. Die zunehmende Verlagerung wichtiger Aspekte des täglichen Lebens auf digitale Plattformen birgt jedoch Risiken für die Privatsphäre und persönliche Freiheiten. Das neue Semesterticket, das ausschließlich auf einem Smartphone vorzuzeigen ist, stellt eine weitere Manifestation dieses Trends dar.

 

Wir kritisieren diese Entwicklung aus folgenden Gründen:

1. Mangelnde Alternativen und Zwang zur Digitalisierung:  Die ausschließliche Nutzung eines digitalen Semestertickets schließt Personen aus, die aus persönlichen oder prinzipiellen Gründen keine digitalen Geräte nutzen oder nutzen möchten. Diese Zwangs-Digitalisierung steht im Widerspruch zu unserer Überzeugung, dass Technologie dem Menschen dienen und nicht über ihn bestimmen sollte. 

2. Risiken für Datenschutz und Privatsphäre: Die Verwendung eines digitalen Semestertickets bedeutet zwangsläufig eine verstärkte Überwachung und Sammlung persönlicher Daten durch Dritte. Die potenzielle Gefahr eines Missbrauchs oder einer unerlaubten Weitergabe dieser Daten ist hoch und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Privatsphäre der Studenten dar.

3. Mangelnde Transparenz und Mitspracherecht: Die Einführung eines digitalen Semestertickets erfolgte – zumindest im Land Berlin  – ohne ausreichende Diskussion und Transparenz seitens der Verantwortlichen. Studenten wurden nicht angemessen über die damit verbundenen Risiken informiert und hatten keine Möglichkeit, sich aktiv an der Entscheidungsfindung zu beteiligen.

4. Fehlendes Opt-Out: Angesichts der Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Privatsphäre des neuen digitalen Tickets fordern wir die Einführung eines Opt-Out aus dem Solidaritätsmodell des Semestertickets. Studenten sollten die Möglichkeit haben, sich von der Ticketpflicht zu befreien, wenn sie aus Datenschutzgründen oder aus anderen persönlichen Überlegungen heraus das digitale Semesterticket nicht nutzen möchten.

 

Stauf fordert daher analoge Lösungen für das Semesterticket oder die Schaffung von Alternativen für diejenigen, die sich bewusst gegen die Nutzung digitaler Plattformen entscheiden. Die Entscheidungsfreiheit und Privatsphäre der Studenten müssen gewahrt bleiben und die Digitalisierung darf nicht auf Kosten grundlegender Rechte und Freiheiten vorangetrieben werden.

Wir fordern die Verantwortlichen (AStA, Studierendenparlamente und Verkehrsverbünde) auf, die Bedenken und Anliegen der Studenten ernst zu nehmen und alternative Lösungen zu prüfen, die eine gleichberechtigte Teilhabe aller ermöglichen.