Am 27. Juni hatten wir in Kooperation mit der Gesellschaft für Deutsch-Russische Freundschaft die besondere Gelegenheit, im Rahmen einer rund einstündigen Videokonferenz mit dem amtierenden Botschafter der Republik Belarus in Deutschland ins Gespräch zu kommen.

In diesem offenen und respektvollen Austausch beantwortete Herr Schuplyak verschiedene Fragen, unter anderem jene über die Sonderrechte von Diplomaten, die technische Entwicklung in Belarus und seine konkreten Erwartungen an Deutschland zur Stärkung der bilateralen Beziehungen und zur europäischen Zusammenarbeit.

Er betonte, dass kein Staat das Recht habe, sich in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes einzumischen – eine klare Position im Hinblick auf die Rolle westlicher Staaten in Bezug auf Belarus. Zugleich unterstrich der Botschafter die bestehenden Gemeinsamkeiten zwischen unseren Ländern und sprach sich ausdrücklich für einen aktiven, kontinuierlichen Austausch aus etwa in den Bereichen Kultur, Städtepartnerschaften sowie Schul- und Hochschulkooperationen.

Ein zentrales Anliegen war ihm der Appell, nicht in die Denkmuster des Kalten Krieges zurückzufallen. Wörtlich sagte er: „In Osteuropa sind keine Monster.“ Es gelte, bestehende Gräben nicht zu vertiefen, sondern Brücken zu bauen und Spaltung zu überwinden im gemeinsamen europäischen Interesse. Dies darf gerne von der Bevölkerung ausgehen, da öffentliche Beziehungen derzeit gestört sind.

Wir fragten auch nach dem Geburtenrückgang in Belarus. Der Botschafter erklärte uns, wie in Belarus dem demographischen Wandel entgegengesteuert wird. So gibt es kostenlose Kitaplätze und man erhält ab Geburt des dritten Kindes eine beachtliche finanzielle Zuwendung. Anders als in Deutschland jedoch ist die Familienpolitik kontinuierlich und ändert sich nicht alle vier Jahre, was das Leben junger Familien planbar macht.

Es war eine seltene Gelegenheit, Informationen über die (welt-)politische Rolle von Belarus aus erster Hand zu bekommen. Die Atmosphäre war offen und auf unsere Fragen wurde umfassend eingegangen. Besonders gefreut hat uns das große Interesse an mehr Austausch zwischen jungen Menschen aus Deutschland und Belarus. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Schuplyak für seine Zeit und hoffen auf eine baldige Verbesserung der Beziehungen.