Ukrainische Gegenoffensive: Selenskys Krieg für Rheinmetall

 

Was ist eigentlich aus den vielen flotten Leo-Panzern geworden, die mit großen Versprechungen mitten ins Kriegsgebiet geliefert wurden? Hm. Schwieriges Thema. Also eins nach dem anderen.

Im Februar 2022 war die Ukraine in der Defensive und schlug die russische Invasion zurück. Das pro-westliche Regime in Kiew drohte zu fallen und hat bestanden. Ein großer Sieg für Blau-Gelb. Herojam Slava.

Heute sieht die Situation jedoch anders aus. Die Russen haben sich aus dem Westteil des Landes längst zurückgezogen und sich stattdessen auf der Krim und im Donbass verschanzt. Kiew, das aus vermeintlich patriotischen Gründen, Gebietsabtretungen bisher noch kategorisch ablehnt, versucht nun seit etwa zwei Monaten selbst in die Offensive zu gehen und eine russische Festungslinie samt Minenfeldern einzurennen. Zu genau diesem Zweck, sponsorte der deutsche Steuerzahler ganze Kampfpanzerkolonnen und zu genau diesem Zweck lassen in diesen Tagen hunderte junge Ukrainer ihr Leben.

Doch seit Monaten gibt es in der Ukraine keine Bewegung. Der Krieg gräbt sich fest, denn die Ukrainer brechen nicht durch. Das kann man bedauern oder sich darüber lustig machen. Ignorieren sollte man es jedenfalls nicht. Verantwortungsvolle Politiker würden den Moment, in dem klar wird, dass die Situation festgefahren ist, als Stunde für Waffenstillstandsverhandlungen begreifen.

Aber vom Verhandeln ist bei Boxmeister Klitschko und seinen Jungs natürlich noch lange keine Rede. Wäre ja gelacht! Denn noch gibt’s am Don und Dnepr Männer, die auf zwei Beinen stehen,  eine Knarre halten und „Slava Ukraini“ brummeln können. Für die Ukrainer bedeutet dies, dass sie zwangsrekrutiert, rudimentär ausgebildet und dann an der Front verheizt werden. Selbst die westliche Kriegspropaganda gibt dies zwischen den Zeilen zu. Es sieht schlecht aus für das Kriegsziel der Wiederherstellung der Grenzen von vor 2014. Im Herbst wird die alljährliche ukrainische Schlammzeit (Rasputiza) weite Teile des Landes unbefahrbar machen. Spätestens dann dürfte die Gegenoffensive offiziell gescheitert sein. Selensky hat dann erst einmal viel Zeit, seinen Ukrainern zu erklären, was er als nächstes anstellen will.

Was bedeutet diese anstehende große Enttäuschung für die deutsche Politik, die – ich wiederhole mich – schwere Waffen für genau diese Gegenoffensive geliefert hat, mit dem Versprechen, dass nur dieser Weg zum Frieden führen würde?

Die militärische Rückeroberung der Ostukraine wird auch von Olaf und Annalena aus Berlin nach wie vor als Voraussetzung für einen Friedensschluss gesehen. Bei Kaiser Wilhelm nannte man dieses Friedenskonzept den „Siegfrieden“. In aussichtslosen oder festgefahrenen Kriegen ist dies die kompromisslose Haltung von Menschenschindern, die den „Sieg“ um jeden Preis erringen wollen, bevor über Waffenstillstand nachgedacht werden darf. Am Ende heißt es dabei immer „bis zum letzten Mann“. Im Ersten Weltkrieg war es der deutschnationale Trotz und im Zweiten Weltkrieg war es Hitlers Wahnsinn, der die Niederlage nicht sehen wollte und in hektischem Aktivismus Menschenleben vergeudete. Heute sind es die peinlichen Psychokomplexe von politisch korrekten Schnöseln, für die jede Putinversteherei „gar nicht geht“, während der US-Imperialismus irgendwie „cool“ zu sein scheint und geradezu gefeiert wird.  Man fühlt sich klug, man fühlt sich  jungdynamisch und als etwas rundum Besseres als das schmuddelige, altgewordene Russland. Diese Arroganz ist der Treibstoff, der die geilen Leos nach Osten brettern ließ. Seitdem hat man wenig von ihnen gehört…

Nun fachsimpeln die eifrigen Ampelmännchen darüber, ob es nicht langsam Zeit für deutsche Taurus-Marschflugkörper wäre. „Ganz wichtig“ wäre das nämlich „gerade jetzt“. Marschflugkörper und Kamikazedrohnen sind für Freunde des modernen Krieges der Hammer! Sie töten „clean“, denn sie verursachen keine eigenen Todesopfer. Sie sind „smart“ und treiben die Digitalisierung des Krieges voran. Und sie garantieren der Industrie regelmäßig neue, teure Aufträge, denn es handelt sich im Prinzip um fette, fliegende Computer, die beim Aufprall explodieren – also ständig nachbestellt werden müssen. Finanzminister Lindner ist schon voll überzeugt und düste letzte Woche nach Kiew, um sich vor Ort ein Bild davon zu machen, wie dringend die Industrie ihre Ware los werden muss.

Doch auch diese hinterhältige Technik des anonymen Tötens, die die USA seit Jahren von der Ramstein Air Base aus an „Terroristen“ ausprobieren, wird weder die Krim zurückholen noch Frieden bringen. Die ferngesteuerten Flieger werden den Ukrainern auf beiden Seiten der Front nur die Luft metallisch machen und für eine allgegenwärtige Aura des Terrors sorgen.

Ob die Marschflugkörper wirklich, bzw. wann sie geliefert werden, hängt noch von den berüchtigten „sorgfältigen Prüfungen“ des Berliner Olafs ab, wobei wieder vernebelt wird, was genau die Kriterien dieser „Prüfungen“ sein sollen. Vielleicht nur ein simples „Yes“ aus Washington? Die angestrebten Quartalszahlen der Taurus GmbH? Angeblich möchte man noch technisch sicherstellen, dass die Marschflugkörper nicht nach Russland fliegen können. Ob das gewährleistet und überprüft werden kann, sollte bezweifelt werden. Geht es dem „sich schwertuenden“ Kanzler nicht also eher darum zu testen, ob sich die Bevölkerung an Waffen stört, die jederzeit von Kiew aus ins russische Kernland  geschossen werden können?

Was diesmal jedenfalls ohne großes Gelaber durchgewunken wurde, ist ein frischer Fuhrpark Leoparden von Rheinmetall, denn die alten liegen schon qualmend in den Minenkratern. Da man der Ukraine unendlichen Nachschub verspricht, können die Kiewer Militärs wohl den ganzen teuren Klimbim gegen die nächstbeste russische Wand manövrieren.

 

Die westlichen Regierungen haben nun viel zu lange an ihren Maximalforderungen festgehalten, die russischen Truppen mögen sich doch einmal besinnen und aus der Ukraine mit hängendem Kopf abziehen. Erst dann könne es Friedensverhandlungen geben. Doch nun gerät die Bundesregierung in Erklärungsnot. Die Russen halten sich ziemlich gut in ihren besetzten Gebieten und die deutschen Waffen haben keinen Frieden gebracht. Diejenigen solidarischen Europäer, die 2022 noch Waffenlieferungen zur Verteidigung des von Russland angegriffenen Landes unterstützten, sollten sich in diesem Jahr noch einmal genau überlegen, ob sie weitere Waffenlieferungen gutheißen. Diese Waffen werden nun nicht mehr zur Notwehr eingesetzt, sondern dazu, einen ethnisch-nationalen Konflikt bedingungslos militärisch zu lösen, auch wenn dies eine jahrelange Materialschlacht und ständigen beidseitigen Artillerieterror bedeutet. Es ist Showdown für den Actionheld Selensky, der grimmig für die Freiheit der Ukraine kämpft. Sein Krieg dient nur noch dazu, Friedensverhandlungen nach hinten zu verschieben und das Tabu aufrecht zu erhalten, verlorene Gebiete an Russland abzutreten.