Für den 21. und 22. Oktober 2022 lud Konrad Schily, der Gründungspräsident der Universität Witten/Herdecke, zum Symposium „Die Würde des Menschen – (un)antastbar?“, das die Perspektivenvielfalt in Wissenschaft und Gesellschaft im Umgang mit Corona behandeln sollte. Neben Beiträgen von zahlreichen anderen Wissenschaftlern standen Vorträge und Podiumsdiskussionen mit zwei namhaften coronakritischen Professoren, dem Finanzwissenschaftler Stefan Homburg und der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, auf der Agenda.
Nachdem es bereits im Vorfeld massive Kritik in den Medien wie der Lokalzeitung WAZ und dem in linken Kreisen reichweitenstarken Blog „Volksverpetzer“ an der Veranstaltung gab, sah sich die Leitung der Universität Witten/Herdecke nach der Absage des Juraprofessors Stefan Huster, der keiner Diskussion mit genannten Wissenschaftlern beiwohnen wollte, zu einer Stellungnahme veranlasst, in der sie sich klar für eine Durchführung der Konferenz ausgesprochen hat, da Homburg und Guérot zu einem „Wettstreit der Ideen und Perspektiven“ beitragen würden. Diese Positionierung wurde von allen Mitgliedern des Universitätspräsidiums unterzeichnet.
Der taz-Journalist Matthias Meisner nahm dies zum Anlass, zum zweiten Mal über den „Volksverpetzer“ im Antifa-Milieu gegen die Universität Witten/Herdecke und die beiden Referenten Guérot und Homburg zu mobilisieren, wobei er beiden Letztgenannten die Wissenschaftlichkeit absprach. Dies hatte zur Folge, dass vornehmlich linke Kreise die Universität sehr scharf kritisiert und weitere Referenten ihre Zusage zurückgezogen haben. Infolgedessen sagte die Universitätsleitung das Symposium mit dem Verweis, dass nun viele Wissenschaftler fehlen würden, die Homburg und Guérot kein Kontra bieten können, da sonst „nachweislich widerlegten Aussagen eine unkritische Bühne“ geboten werden würde, ab (siehe hier).
Als Bewegung, die sich für die Freiheit von Wissenschaft, Meinung und Lehre einsetzt, kritisieren wir von Studenten Stehen Auf das Verhalten der Leitung der Universität Witten/Herdecke um den Präsidenten Martin Butzlaff. Zwar ist es unserer Meinung nach löblich, dass sich Gründungspräsident Schily, seines Zeichens sogar Ex-Bundestagsabgeordneter der FDP, sich an den eigentlichen Idealen seiner Partei orientierte und so frei war, alle Meinungen, die im wissenschaftlichen Diskurs existieren, auf seiner Konferenz zuzulassen. Leider jedoch müssen wir feststellen, dass die Universitätsleitung, die sich vormals mit Aplomb zu einem freien und wissenschaftlichen Diskurs bekannt hat (siehe hier), nach den Drohungen aus dem linken Lager eingeknickt ist. Besonders bedauerlich ist es, dass sich der Tonfall gegenüber kritischen Stimmen, die man zunächst getreu der Losung „Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen“ gedeckt hat, maßgeblich verändert hat, sodass sich das Universitätspräsidium nun einmütig von „Meinungen, Positionen und Narrativen der Querdenkerszene“ distanziert.
Gerade angesichts der Tatsache, dass es sich bei Frau Guérot und Herrn Homburg um zwei Wissenschaftler mit jahrelanger Praxis und Erfahrung handelt, ist die Absage des Symposiums ein Affront gegenüber ausnahmslos allen Wissenschaftlern, die ihrem Beruf mit großer Leidenschaft und Sorgfalt nachgehen. Damit sendet die Universität überdies ein sehr negatives Signal an die Studentenschaft aus, denn – gemäß dem Motto der Universität Witten/Herdecke – wo zur Freiheit ermutigt werden soll, sie aber nicht praktiziert wird, wo nach Wahrheit gestrebt werden soll, sie aber nur von einer Seite beleuchtet wird oder wo soziale Verantwortung gefördert werden soll, aber nicht der Mut aufgebracht wird, Verantwortung für grundsätzliche Dinge wie einen freien Diskurs zu übernehmen, ist ein Lernen, Forschen und Weiterentwickeln für uns nicht möglich.
Wir danken Frau Guérot und Herrn Homburg für Ihre Standfestigkeit, die sie im Gegensatz zur Universität Witten/Herdecke an den Tag legen, und für ihre Bereitschaft, ihre Positionen entgegen aller Widerstände zu vertreten. Unser gemeinsames Ziel ist erst erreicht, wenn Wissenschaftler vom Schlage Guérot oder Homburg endlich die volle Akzeptanz in der Wissenschaft erfahren, die ihnen zusteht, sodass Diskussionen wie die in Witten geplante zum Alltag in der Wissenschaft gehören.